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Deutsches Institut für Japanstudien

Privatisierung und Diversifizierung des japanischen Wohlfahrtsstaats im Vergleich: Regulierung als neue Sozialpolitik?

 seit Januar 2015

In der Literatur werden Wohlfahrtsstaaten typischerweise anhand der Höhe staatlicher Ausgaben für soziale Zwecke unterschieden. Sozialpolitik wird dabei oft gleichgesetzt mit dem, was der Staat direkt an Mitteln für sozialpolitische Maßnahmen aufwendet. Vernachlässigt werden dabei aber jene Bereiche, in denen staatliche, betriebliche und private Risikovorsoge zusammentreffen und staatliche Politik nicht primär in der Organisation und Bereitstellung von Mitteln besteht, sondern in der Regulierung von Märkten, die eine Absicherung gegen soziale Risiken ermöglichen sollen. Aus der Sicht des Staates müssen diese „Wohlfahrtsmärkte“ einerseits fundamentale sozialpolitische Zielsetzungen erfüllen, wie etwa eine angemessene und sichere Altersvorsorge oder bezahlbaren Wohnraum, aber zugleich Alternative oder Ergänzung sein für staatliche Programme. Sozialpolitik durch Marktregulierung ist zwar keine gänzlich neue Entwicklung, hat aber durch eine lange Reihe markorientierter Strukturreformen in den letzten Jahren ohne Zweifel an Bedeutung gewonnen. Japan ist dabei von besonderem Interesse, da hier regulative Eingriffe, funktionale Äquivalente in der Sozialpolitik und das Zusammenspiel von betrieblichen, staatlichen und privaten Institutionen schon seit langem eine vergleichsweise wichtige Rolle für die soziale Absicherung spielen. Das Projekt analysiert wie die politische Interessen verschiedener Stakeholder in diesen sich stark verändernden „Wohlfahrtsmärkten“ vertreten werden und welchen Einfluss veränderte politische, wirtschaftliche und demographische Rahmenbedingungen auf die Sozialpolitik durch Regulierung haben. Ziel ist es zu einem besseren Verständnis japanischer Sozialpolitik und der Struktur des japanischen Wohlfahrtsstaates beizutragen und die Forschung zu den Auswirkungen von wohlfahrtsstaatlichen Reformen in entwickelten Demokratien zu erweitern.

Team

Steffen Heinrich (bis August 2019)
Politikwissenschaft