Lesegruppe 'Imaginaries and Modernities'

Im Rahmen einer monatlichen Lesegruppe widmet sich das Knowledge Lab dem Verhältnis von Zukunftsvorstellungen und Modernisierungsprozessen. Wie zirkulieren Visionen gesellschaftlicher Ordnung zwischen Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit – und wie prägen sie Institutionen und Wissensproduktion? Konzepte wie die sociotechnical imaginaries (Sheila Jasanoff / Kim Sang-Hyun) bieten hier Anknüpfungspunkte, werden aber zugleich kritisch auf ihre Voraussetzungen und Grenzen befragt.

Die Lesegruppe kontextualisiert solche Ansätze durch klassische begriffsgeschichtliche und ideengeschichtliche Perspektiven. Im Zentrum steht die Spannung zwischen multiplen Modernen und universalistischen Fortschrittserzählungen: Welche impliziten Ordnungsvorstellungen transportieren auch jene Theorierahmen, die sich kritisch mit westlichen Modellen auseinandersetzen?

Der Austausch von Forschenden mit unterschiedlichen disziplinären Prägungen führt zu produktiven Interferenzen: Die Teilnehmenden lesen Texte nicht nur, sondern erschließen sie gemeinsam neu. Dabei werden Asymmetrien in der globalen Wissensproduktion sichtbar – etwa wenn Japan in komparativen Studien unterbelichtet bleibt oder regionale Expertise in disziplinären Fachzeitschriften strukturell marginalisiert wird.

Das Knowledge Lab ermöglicht auf diese Weise eine Kontextualisierung, die sowohl die Entstehungsgeschichte der untersuchten Konzepte als auch die Vorprägungen der Forschenden widerspiegelt. In Berichten zu jeder Sitzung wird dieser kollektive Erkenntnisprozess dokumentiert. Dabei geraten auch die epistemischen Risiken in den Blick, die entstehen, wenn Begriffe ohne Rücksicht auf ihre Situiertheit übertragen werden.