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DIJ Newsletter 80, Summer 2025

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    DIJ Newsletter 80, Summer 2025

    DIJ Newsletter 80, Summer 2025

    DIJ Newsletter 80 (full version)

    Artikel

    Torsten Weber
    Bratwurst, Einstein und Glück: Das DIJ zu Besuch auf der Osaka Kansai Expo 2025

    Ungefähr alle fünf Jahre trifft sich die Welt an einem Ort, um sich selbst auszustellen – zur Weltausstellung. Im Jahr 2025 findet sie zum dritten Mal in Japan und bereits zum zweiten Mal nach 1970 in Osaka statt. Anfängliche Skepsis und Kritik, die jedes Mega-Event wie Olympische Spiele oder Fußball-Weltmeisterschaften begleiten, sind inzwischen einem großen Interesse und auch Begeisterung gewichen. Womit kann man Menschen in Zeiten der künstlichen Intelligenz, sozialen Medien und globalen Vernetzung noch auf einen Jahrmarkt der Nationen locken? Die Organisatoren scheinen unter dem Motto „Designing Future Society for Our Lives“ ein erfolgreiches Konzept entwickelt zu haben: Ende Juni stellte die Expo Osaka Kansai mit 195.000 Tickets einen neuen Tagesbesucherrekord auf und begrüßte nicht einmal drei Monate nach der Eröffnung ihren zehnmillionsten Gast: Familie Asano aus der Stadt Yamagata im Norden Japans. Eine nicht ganz so weite Anreise hatten die drei Delegationen des DIJs aus Tokyo, die im Mai und Juni nach Osaka fuhren, um das Institut und seine Forschung an den deutschen, Schweizer und österreichischen Pavillons zu präsentieren.

    Zum Auftakt der DIJ-Besuche auf der Expo 2025 präsentierten Franz Waldenberger, Barbara Holthus, Isaac Gagné und Nicole Marion Mueller das DIJ und seine beiden Forschungsfelder Nachhaltigkeit und Digitale Transformation am Deutschen Pavillon auf Japanisch und Englisch. Direktor Franz Waldenberger stellte das DIJ als Teil des internationalen Netzwerks der Max Weber Stiftung vor und skizzierte Herausforderungen der Grünen Transformation (GX), die Deutschland und Japan gleichermaßen betreffen. Nicole Mueller erklärte die Relevanz des Metaverse im japanisch-deutschen Vergleich mit einem Fokus auf die Bereiche Infrastruktur, Technik und Gesellschaft, während Isaac Gagné Einblicke in die Expo-Geschichte gab und die interessierten Besucher vor die knifflige Aufgabe stellte, die Maskottchen vergangener Expos zu erraten. Barbara Holthus stellte ihre Forschung zu Mensch-Tier-Beziehungen und Haustieren in Japan vor. Die interaktive Vorstellung des DIJs und seiner Forschung stieß auf großes Interesse, auch weil die Bühne direkt neben einem Stand mit deutschem Bier und Bratwurst lag, wie Franz Waldenberger mit einem Augenzwinkern verrät.


    Bereits wenige Tage später besuchte Nicole Mueller zum zweiten Mal die Expo, dieses Mal mit ihrer Kollegin Celia Spoden. Eingeladen hatte sie der Schweizer Pavillon, wo sie zum Themenschwerpunkt „Freundschaft mit AI“ aus ihren Forschungen zum Metaverse und Avataren berichteten. Celia Spoden gab in ihrem Vortrag “Avatar robots for people with disability” Einblicke in ihr Forschungsprojekt zu cyber-physischen Räumen und Avatar-Technologien als Chancen für eine inklusive Gesellschaft. Nicole Muellers Vortrag “Japanese Metaverse Imaginaries” stellte ihre Forschung zu japanischen Zukunftsvorstellungen der Extended Reality mit besonderem Augenmerk auf virtuelle Assistenten und Haustiere im Metaverse vor. Unter den Gästen waren auch robotische companions der besonderen Art: die mit Emotion AI ausgestatteten Lovots buhlten mit ihren runden Kulleraugen während der Pausen um die Aufmerksamkeit des Publikums, während der Vorträge wurden sie aber zum Schlafen in die Ladestationen geschickt. Lovots sind Roboter, die vom japanischen Unternehmen Groove X entwickelt wurden und eine emotionale Verbindung zu ihren Besitzern aufbauen sollen. Sie sollen helfen, Einsamkeit zu überwinden und ein Gefühl von Wärme und Gesellschaft bieten. Ausgestattet mit lernfähiger Software und Kamera können sie aber auch – getarnt als niedliche Figürchen – Daten über ihre Umgebung sammeln und Profile ihrer Interaktionspartner anlegen. Nach ihren Vorträgen im Schweizer Pavillon ließen sich Celia Spoden und Nicole Mueller mit Hilfe von künstlicher Intelligenz in Albert Einstein verwandeln, jedenfalls visuell. Das Ergebnis lässt sich in der Fotogalerie bewundern.


    Als dritte und vorerst letzte DIJ-Delegation auf der Expo stellten Christina Polak-Rottmann und Sebastian Polak-Rottmann im Juni auf dem österreichischen Ausstellungsgelände passend zur Themenwoche „Gesundheit und Wohlbefinden“ Projekte aus der Glücksforschung vor. Nach Einblicken in Kooperationsprojekte mit der Japanologie der Universität Wien moderierte Christina Polak-Rottmann das Event und den anschließenden Vortrag „Sharing happiness with others: Exploring rural perspectives on well-being in Austria and Japan” von Sebastian Polak-Rottmann. Dieser stellte Ergebnisse seiner Forschung zum ländlichen Wohlbefinden und politischer Partizipation in Aso (Präfektur Kumamoto) vor, die auf Deutsch im Band 67 der Monographienreihe des DIJ und auf Englisch in einem Artikel in Japan Forum nachzulesen sind. Der Vortrag reflektierte auch, dass im internationalen Vergleich statistisch erhobene Daten zur Lebenszufriedenheit oft andere Rückschlüsse zum individuellen Wohlbefinden nahelegen als das in qualitativen Interviews berichtete persönliche Glücklichsein. Deshalb müsse man eher darauf achten, was die Menschen glücklich mache, statt zu messen, wie glücklich sie seien, erklärt Sebastian Polak-Rottmann.


    Dass Glücklichsein den Menschen in Japan und weltweit sehr wichtig ist, lässt sich auch am Motto der nächsten Weltausstellung in Japan ablesen. Die Stadt Yokohama lädt von März bis September 2027 zur Spezialexpo Gartenschau ein und verspricht nicht weniger als eine „Scenery of the Future for Happiness“.

    Die Expo Osaka Kansai 2025 schließt am 13. Oktober ihre Pforten.