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Deutsches Institut für Japanstudien

Veranstaltungsort

Bonn



Aging and Social Policy - A German-Japanese Comparison [Altern und Pflegepolitik - ein deutsch-japanischer Vergleich]

27. Oktober 1997

In Japan wie in Deutschland hat sich während der letzten Jahrzehnte der Anteil alter Menschen an der Bevölkerung stark erhöht. Mittlerweile steht Japan – ähnlich wie Deutschland vor wenigen Jahren  – kurz vor der Einführung einer Pflegeversicherung. Vor diesem Hintergrund sollte das Symposium Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede in der demographischen Ausgangslage wie auch der sozialpolitischen Behandlung der Alterungsproblematik in beiden Ländern herausarbeiten. Konzeption und Organisation der Veranstaltung, die von der Friedrich-Ebert-Stiftung dankenswerterweise finanziell unterstützt wurde, lagen in der Obhut der DIJ-Mitarbeiter R. Lützeler und C. Oberländer.


Thematisch war die Konferenz in drei Teile gegliedert. In einer ersten Session Demography of the Aging Process: Implications for a Need-oriented Social Policy wurde auf die besondere Geschwindigkeit der Alterung in Japan, aber auch in Deutschland hingewiesen, die ein schnelles Reagieren von seiten der Sozialpolitik notwendig mache. In seinem Spezialvortrag zu Japan beschäftigte sich H. Kojima (National Institute of Population and Security Research, Tōkyō) zudem mit der Frage, inwieweit das überkommene japanische Familiensystem noch einen wesentlichen Beitrag zur Pflege alter Menschen leistet. Anhand einer Analyse von neueren Haushaltsdaten konnte Kojima nachweisen, daß die Tendenz des Zusammenlebens des ältesten Sohnes mit seinen alten Eltern bislang noch stark ausgeprägt ist, in Zukunft jedoch schwinden könnte. Wie K. Veith (Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung, Bonn) in ihrem Vortrag ausführte, wird die derzeit einigermaßen befriedigende Lebenssituation alter Menschen in Deutschland in Zukunft vor allem durch real sinkende Einkommen sowie durch eine relative Verarmung bestimmter Regionen und Gemeinden gefährdet werden.


Die zweite Session Social Policy and Need-oriented Long Term Care beschäftigte sich dann speziell mit der Einführung und Umsetzung der Pflegeversicherung in beiden Ländern, wobei einige interessante Unterschiede in der jeweiligen Ausgestaltung zum Vorschein kamen. Professor I. Tochimoto (Sophia-Universität, Tōkyō), der aktiv an den Vorbereitungen für die Einführung der Pflegeversicherung in Japan beteiligt ist, gab einen Überblick über die Entstehungsgeschichte und voraussichtliche Organisation dieser für Japan neuen Sozialversicherung. Tochimoto ging dabei auch auf die Rolle ein, die die Pflegeversicherung in der Gesamtreform der japanischen Sozialsysteme spielt. Professor G. Naegele (Institut für Gerontologie, Dortmund) stellte im Gegenzug den Aufbau der deutschen Pflegeversicherung vor und berichtete über die Erfahrungen, die bisher bei ihrer Implementierung gemacht worden sind.


Den Abschluß der Veranstaltung bildete eine große Diskussionsrunde unter Einschluß der Zuhörer. Eingeleitet durch einen Vortrag von Professor R. Kimura (Waseda-Universität, Tōkyō) zu Ethical Problems of Long-term Care Policy bestimmten vor allem Fragen nach der Berücksichtigung ethischer Prinzipien in der Ausgestaltung der Pflegepolitik die Diskussion. Vor allem die Absicht, in Japan durch einen Computer den Grad der Pflegebedürftigkeit alter Menschen und damit die Anspruchshöhe an Pflegedienstleistungen zu bestimmen, sorgte für einen regen Meinungsaustausch. Während das deutsche Publikum den еnmenschlichen“ Charakter des Computereinsatzes kritisierte, hat die elektronische Erstbewertung der erhobenen Daten für die japanische Seite den Vorzug von maximaler Оbjektivität“.


Die auf dem Symposium gehaltenen Vorträge zuzüglich einiger weiterer Beiträge zum Thema wurden als Band 26 der Monographienreihe des DIJ veröffentlicht. 

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Deutsch-japanische Beziehungen