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Deutsches Institut für Japanstudien

Methodologie des Japan-Vergleichs

 Dezember 1969 - Februar 2008

Aufgabenstellung, Untersuchungsziel, Untersuchungsmethode

Das Projekt "Methodologie des Japan-Vergleichs" greift die Forschungsempfehlung der Herausgeber des Buches Japan im Vergleich (Wolfgang Seifert und Claudia Weber 2002) auf. Gegenstand ist in erster Linie die explizit vergleichend arbeitende internationale Japan-Forschung aus ausgewählten Bereichen der Geistes- und Sozialwissenschaften von ca. 1980 bis ca. 2004. Eine zeitliche und disziplinäre Beschränkung erscheint sinnvoll und notwendig, weil der Umfang der explizit vergleichend vorgehenden Japan-Forschung in Japan, Deutschland und den USA signifikant zugenommen hat und die Zahl der angewandten Techniken und Verfahren zum Erkenntnisgewinn, das heißt das Set an Methoden, entsprechend groß ist. Der gewählte Untersuchungszeitraum gewinnt an Relevanz und Reiz, da der neueste Stand der Wissenschaft berücksichtigt wird und das allgemeine Interesse an Japan - nicht deckungsgleich mit dem wissenschaftlichen Japan-Interesse - inmitten dieser Periode des Niedrigwachstums und der Wirtschaftskrise Japans sowie des globalen Paradigmenwechsels nach dem Zerfall des sogenannten realen Sozialismus von einer Hausse in eine Baisse umgeschlagen ist.

Der Vergleich ist die Grundfigur des menschlichen Denkens. In der modernen Wissenschaft hat der Vergleich zu einer differenzierten Typologie methodischer Ansätze geführt, von denen sich beispielsweise folgende Typen als grundlegende Elemente des wissenschaftlichen Vergleichs herauskristallisiert haben: Induktion versus Deduktion; Makrovergleich versus Mikrovergleich; absoluter versus relativer Ansatz; Homologie versus Analogie; intersystemarer, intrasystemarer, systemimmanenter Ansatz. Es ist fast schon eine wissenschaftstheoretische Binsenweisheit, daß die Methodologie des Vergleichs auf der Wechselbeziehung zwischen dem deskriptiven, dem empirisch-analytischen, dem hermeneutischen und dem normativ-analytischen Ansatz basiert.

Ziel der Studie ist die Untersuchung des qualitativen und des quantitativen wissenschaftlichen Fortschritts in der vergleichenden Japan-Forschung. Als Kriterien für wissenschaftlichen Fortschritt gelten in unserem Zusammenhang eine Erweiterung der wissenschaftlichen Kenntnisse, das Lösen von Problemen und das Postulieren von empirisch adäquaten Theorien. Die Forschungsperspektive soll multidisziplinär ausgerichtet sein, so daß vergleichende Japan-Forschung aus mehreren Geistes- und Sozialwissenschaften mit den unterschiedlichsten Erkenntnisgegenständen, Erkenntnisinteressen und Erkenntnisverfahren berücksichtigt wird. Ein Tertium comparationis beim Vergleich von Japan-Vergleichen aus deutscher, anglo-amerikanischer und japanischer Perspektive sind ähnlich gelagerte Themen und Fragestellungen mit andersartigen Forschungsprämissen und Resultaten. Der Projektbearbeiter verspricht sich wissenschaftstheoretischen sowie wissenschaftspraktischen Erkenntnisgewinn zu Fragen des Forschungsdesigns und Fragen des Sinns von Vergleichen durch die Analyse von vergleichenden Fragestellungen, angewandten vergleichenden Methoden und dabei erzielten Resultaten. Ein logisch notwendiges Produkt dieser Studie sind dichte Beschreibungen von multidisziplinärem Japan-Wissen, das durch die Techniken des Vergleichs gewonnen wurde, sowie die Aufstellung einer Typologie von Japan-Vergleichen.

Vorläufiger Arbeitsplan

  • Statistisch-quantitative Erfassung der explizit vergleichend arbeitenden internationalen Japan-Forschung von ca. 1980 bis ca. 2004.
  • Beschränkung auf eine Handvoll Disziplinen, um die Durchführbarkeit des Forschungsprojekts zu gewährleisten, wie zum Beispiel Wirtschaftswissenschaft, Politikwissenschaft, Soziologie und Rechtswissenschaft.
  • Auswahl, Beschaffung, Lektüre und Überführung der Exzerpte und Konspekte in eine Datenbank (digitaler Zettelkasten) der international vergleichenden Japan-Literatur über die gesamte Projektphase hinweg.
  • Ableitung und Präzisierung der Forschungsfragen aus den allgemeinen Vorüberlegungen und den Forschungsmaterialien sowie kontinuierliche Generierung und Verifizierung/Falsifizierung von Arbeitshypothesen: Wann ist ein wissenschaftlicher Vergleich methodologisch sinnvoll? Mit welchen Ländern wird Japan wie verglichen, womit vergleicht Japan sich? Gibt es Muster des Japan-Deutschland-Vergleichs in den Geistes- und Sozialwissenschaften? Gibt es Muster des Japan-USA-Vergleichs in den Geistes- und Sozialwissenschaften? Wie vergleicht sich Japan in Asien? Gibt es signifikante Länderunterschiede beim Japan-Vergleich in den Fachdisziplinen?
  • Ständige Selbstvergewisserung, damit in dem Forschungsprojekt Wissenschaftstheorie und Wissenschaftspraxis nicht additiv, sondern als angewandte Wissenschaftstheorie logisch miteinander verbunden werden. Zweck des Projekts soll nicht sein, "nur" theoretisch auf formallogischer Ebene zu argumentieren ("la théorie de la science pour la théorie de la science"). Der Sinn von Wissenschaft soll nicht aus dem Auge verloren werden: Wissenschaft schafft Wissen und begründet intersubjektiv überprüfbar den Forschungsprozeß und seine Resultate.
  • Begründung der Disziplinauswahl: Thematische Schnittstellen und logische Verbindungslinien zwischen den Disziplinen versprechen eine erkenntnisträchtige kritische Masse zur Beantwortung der Frage, wann und wie ein wissenschaftlicher Japan-Vergleich Sinn macht.
  • Forschungsproblem 1: Kombination einer diachron-historischen Vorgehensweise ("Längsschnitt") mit einem synchron-systematischen Herangehen ("Querschnitt").
  • Forschungsproblem 2: Feststellung und Unterscheidung von wissenschaftlichen und unwissenschaftlichen Prämissen, expliziten und impliziten Prämissen.

Team

Matthias Koch Matthias Koch (bis Februar 2008)
Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Deutschland-Japan-Vergleiche, deutsch-japanische Beziehungen