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Deutsches Institut für Japanstudien

Glück und Unglück in Japan: Kontinuitäten und Diskontinuitäten

Forschungsschwerpunkt Juni 2008 - Oktober 2015

Mit der Einstellung dreier neuer Mitarbeiterinnen wurde 2008 der Aufbau des neuen Forschungsschwerpunkts begonnen. Bei durchaus unterschiedlicher Zielsetzung schließt er thematisch an den vorausgegangenen Schwerpunkt zum demographischen Wandel an. Mit „Glück und Unglück in Japan“ wird ein Gegenstand in den Mittelpunkt der Arbeit des DIJ gestellt, für den sich die japanische Gesellschaft zunehmend interessiert und dem auch international vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt wird. Einige der Themen, die im Rahmen des Demographie-Schwerpunkts behandelt wurden, stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit dem neuen übergreifenden Thema. Dazu gehören insbesondere die Alterung, die niedrige Fertilität und die Entstehung eines Prekariats bedingt durch sozialstrukturelle Veränderungen. Die hohe Lebenserwartung, derer sich die japanische Bevölkerung erfreut, zeugt von einer äußerst erfolgreichen Gesellschaftsentwicklung. Das Glück des langen Lebens zieht jedoch, wenn es zum Massenphänomen wird, gesellschaftliche Strukturveränderungen nach sich, auf die Individuen und Institutionen nicht eingestellt sind. Schlagwörter wie etwa das um die Jahrhundertwende in Umlauf gekommene „Pflegehölle“ lassen erkennen, wo die Probleme liegen. Trotz ihres Erfolgs und ihrer Saturiertheit ist die japanische Gesellschaft mit sich selbst nicht zufrieden. Vieles deutet darauf hin, dass die demographische Entwicklung damit in engem Zusammenhang steht. Weshalb die Verlängerung des Lebens mit zögerndem Reproduktionsverhalten einhergeht, ist eine höchst komplexe Frage, dass aber letzteres – zumal wenn dadurch die Bestandserhaltung der Bevölkerung längerfristig unterschritten wird – ein Indiz kollektiver Unsicherheit, ja Unzufriedenheit ist, kann kaum von der Hand gewiesen werden. Eine Gesellschaft mit extrem niedriger Fertilität hat nicht nur Probleme mit der Nachhaltigkeit ihrer sozialen Sicherungssysteme. Es ist auch eine Gesellschaft, die der Generation im reproduktionsfähigen Alter nur suboptimale Lebensbedingungen für die Erfüllung eines menschlichen Grundbedürfnisses bietet, wodurch langfristig ihr Fortbestand infrage gestellt wird. Eben diese Generation erlebt die Transformation der Gesellschaft, die sich selbst lange als nivellierte Mittelstandsgesellschaft sah, in eine solche, die aus Gewinnern und Verlierern besteht.

Vor diesem Hintergrund werden im Rahmen des neuen Schwerpunkts die Bedingungen der Lebenszufriedenheit bzw. des individuellen und kollektiven Glücks in Japan sowie der Diskurs darüber untersucht. Seit rund zwei Jahrzehnten beschäftigen sich verschiedene Wissenschaften, allen voran Psychologie und Wirtschaftswissenschaften, mit dem Problem der Messbarkeit von Glück. Eine der wichtigsten Fragen betrifft die internationale bzw. interkulturelle Vergleichbarkeit der Vorstellungen von Glück. Wiederum ist Japan in diesem Zusammenhang von besonderem Interesse. Was Lebensstandard und materielle Saturiertheit betrifft, steht Japan neben anderen hoch entwickelten kapitalistischen Gesellschaften. Es ist jedoch das erste nicht-westliche Land, das dieses Niveau erreicht hat. Ist Japan deshalb glücklicher als andere Länder außerhalb der westlichen Welt? Zur Beantwortung dieser Frage beizutragen, ist Ziel dieses Forschungsschwerpunkts. Sozialstrukturanalyse und Wohlfahrtsforschung bieten dafür ebenso Anknüpfungspunkte wie Politikanalyse, Medienforschung und Kulturanthropologie.


Abgeschlossene Projekte

„Ein glücklicher Mensch“: Faktoren der Lebenszufriedenheit im Vergleich Japan-Deutschland

Das Glück der Anderen - objektive Prekarität und Exklusionsempfinden im deutsch-japanischen Vergleich

Unternehmertum und Erwerbstätigkeit in demographisch alternden Gesellschaften

Anders glücklich? Normabweichung und Glück in Japan

Glück und Unglück aus der bioethischen Perspektive -Beispiel: Organspende, Organtransplantation, Reproduktionsmedizin

Glücksempfinden, Einstellungen und Verhalten in Japan vor und nach dem 11. März

Wähler im Glück? Der Umgang der politischen Parteien mit Glück zwischen Kontinuität und Diskontinuität

Repräsentationen der verlorenen Generation in der japanischen Populärkultur

Japanische Lebensläufe im Wandel: Eine Studie zu ledigen, berufstätigen Frauen in Tokyo

Eheliches Glück und Unglück: Eine Diskursanalyse japanischer Frauenzeitschriften

Elterliches Wohlbefinden: Ein Deutsch-Japanischer Vergleich

Politische Partizipation und Glück in Japan

Politische Partizipation und Glück in japanischen Nachbarschaftsorganisationen

Politische Partizipation und Glück: Die Grenze zwischen Öffentlichkeit und Privatheit und ihre Implikation für die Gleichstellung

Religiöse Organisationen und die Politik des Glücks

Sozio-politische Glücksdiskurse im imperialen Japan: Zur historischen Kontextualisierung des japanischen Glücksbegriffes

Zeitarbeit in Japan aus Sicht der Glücksökonomik

Traditionspflege im ländlichen Japan der Gegenwart: Wege zum Glück?

Events

27. Mai 2015
DIJ Business & Economics Study Group
What is the Problem with Economic Stagnation?

30. Juli 2014
DIJ Forum
Improving The People’s Lot? Well-Being Between Promise And Reality

29. Juli - 30. Juli 2014
Workshops
Improving the people’s lot? Different conceptions of well-being between promises and reality

10. Juni 2014
DIJ Business & Economics Study Group
The Physical and Social Determinants of Mortality in the 3.11 Tsunami

21. Mai 2014
DIJ Business & Economics Study Group
A Report on Life and Health in Japan after the Great East Japan Earthquake

24. April - 26. April 2014
Symposien und Konferenzen
Deciphering the Social DNA of Happiness: Life Course Perspectives from Japan

5. Dezember 2013
Public Happiness in Japan

23. Oktober - 25. Oktober 2013
Workshops
Well-being in Ageing Societies: Perspectives from China, Germany and Japan

17. Oktober 2013
DIJ Forum
The Rise of Ikumen (child caring fathers) in Contemporary Japan

23. Mai - 25. Mai 2013
Symposien und Konferenzen
Civil Society, Political Participation and Happiness

18. März - 19. März 2013
Workshops
Social Inequality in Japan: A Reassessment

13. Dezember 2012
DIJ Forum
Welfare States and the Redistribution of Happiness

25. Juni 2012
DIJ Forum
Happiness: The View from Economics

5. April - 30. November 0001
DIJ Forum
Happiness in Japan before and after the Great East Japan Earthquake

21. November - 22. November 2011
Symposien und Konferenzen
Happiness – Does Culture Matter? (Glück – Spielt Kultur eine Rolle?)

2. November 2011
DIJ Forum
The Role of Giving and Volunteering for Post-Disaster Reconstruction

13. Oktober 2011
DIJ Forum
What is a Happy Family? German and Japanese Case Studies

22. Oktober - 23. Oktober 2010
Symposien und Konferenzen
Life Courses in Flux

5. Oktober 2010
Workshops
“Comparatively Happy” – Objective Precarity and Subjective Exclusion in Germany and Japan: Presentation and discussion of survey results

3. März 2010
DIJ History & Humanities Study Group
Happy New Japan: The Ideology and Aesthetics of Happiness in Takarazuka Revue

17. Dezember 2009
DIJ Forum
Happy Workplace for Innovation in Japanese Companies

19. November 2009
DIJ Forum
Sōka Gakkai and the Politics of Happiness

19. November 2009
Symposien und Konferenzen
Religious Organizations and the Politics of Happiness

4. November 2009
DIJ Forum
Wellbeing in feminism and gender policies in Germany and Japan

17. September 2009
DIJ Forum
Modernization and Life Satisfaction in Japan in a Comparative Perspective - A Theoretical and Empirical Approach

25. Juni 2009
DIJ Forum
Towards an Economics of Happiness: From GNP to GNH

19. Mai 2009
Workshops
"Comparatively Happy" – Objective precarity and perception of social exclusion in Germany and Japan: Discussion of the German and Japanese Questionnaire

14. Mai 2009
DIJ Forum
Sex and the City: The Search for Kitto, Motto, Zutto Happiness in Manhattan and Tokyo

Team

Miki Aoyama-Olschina (bis April 2016)
Philosophie, Japanologie

Florian Coulmas Florian Coulmas (bis Oktober 2016)
Direktor (2004 - 2014), Direktor

Phoebe Stella Holdgrün Phoebe Stella Holdgrün (bis Oktober 2017)
Stellvertretende Direktorin, Japanologie, Politikwissenschaft

Carola Hommerich Carola Hommerich (bis August 2015)
Soziologie

Kristina Iwata-Weickgenannt Kristina Iwata-Weickgenannt (bis September 2013)
Literatur und Medien

Axel Klein Axel Klein (bis November 2015)
Japanologie, Politikwissenschaft

Susanne Klien Susanne Klien (bis August 2013)
Kulturanthropologie

Tobias Söldner Tobias Söldner (bis Februar 2019)
Psychologie, Transkulturelle Persönlichkeitsforschung

Hiromi Tanaka (bis März 2011)
Soziologie

Tim Tiefenbach Tim Tiefenbach (bis Dezember 2016)
Wirtschaftswissenschaften und Ethik

Chris Winkler (bis August 2015)
Japanologie, Politikwissenschaft